MOSTAR

Mostar (serbisch-kyrillisch Мостар) liegt im Süden des Landes an der Neretva in einem Kessel zwischen den Bergmassiven Velež (1968 m) und Čabulja (1776 m) auf einer Höhe von lediglich 60 m über dem Meeresspiegel und ist die größte Stadt der Herzegowina, des südlichen Teils von Bosnien und Herzegowina, sowie die sechstgrößte Stadt des Landes. Sie ist die Hauptstadt des Kantons Herzegowina-Neretva der Föderation Bosnien und Herzegowina und hat etwa 113.000 Einwohner, wovon etwa 75.000 Einwohner in der eigentlichen Stadt wohnen.

 

Die Gegend um Mostar ist seit vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Bei Cim und Sutina wurden Reste von spätantiken Basiliken ausgegraben, was eine kontinuierliche Besiedlung vermuten lässt. Im Spätmittelalter stand das Neretvatal unter der Herrschaft der Familie Kosača. 1454 befand sich hier ein befestigter Übergang über die Neretva. Dieser wurde 1466 von den Osmanen erobert, die den Ort zu einem Verwaltungssitz ausbauten, der 1474 erstmals unter dem Namen Mostar (= Brückenwächter) erwähnt wird. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde Mostar das Handels- und Wirtschaftszentrum der Herzegowina; zeitweilig war es auch Sitz der politischen Macht. 1566 wurde an Stelle der alten Holzbrücke die heute berühmte Steinbrücke erbaut, 1557 die Karađozbeg-Moschee.Nach dem Großen Türkenkrieg und dem Frieden von Karlowitz erhielt die Stadt neue Befestigungen. 1833 wurde der bestehende Sandschak zum Paschalik Herzegowina unter dem Wesir Ali-paša Rizvanbegović aufgewertet, nach dessen Tod jedoch wieder mit Bosnien vereinigt.

Wie ganz Bosnien und Herzegowina kam Mostar 1878 unter österreichisch-ungarische Verwaltung. 1881 wurde die Stadt Sitz eines katholischen Bischofs. Mostar erhielt Eisenbahnanschluss, zudem wurden weitere drei Brücken über die Neretva gebaut. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Mostar zu Jugoslawien, zunächst zur Mostarska oblast, von 1929 bis 1939 zur Primorska banovina, von 1939 bis 1941 zur autonomen Banovina Hrvatska. Im Zweiten Weltkrieg wurde Mostar dem Unabhängigen Staat Kroatien angegliedert. Am 14. Februar 1945 wurde es von Partisanen der Jugoslawischen Volksbefreiungsarmee eingenommen. Nach dem Krieg kam die Stadt zur Teilrepublik Bosnien und Herzegowina im wiederhergestellten, nun sozialistischen Jugoslawien. 1977 wurde die Universität eröffnet.

 

Während des Bosnienkrieges kam es 1992/1993 in Mostar zu Kämpfen zwischen kroatisch-bosniakischen und serbischen Einheiten, 1993/1994 zu Kämpfen zwischen Kroaten und Bosniaken. Dabei wurde die Stadt unter anderem durch Vertreibungen in einen kroatisch-westlichen sowie einen bosniakisch-östlichen Teil aufgeteilt. Während des Krieges zerstörten kroatische Streitkräfte das Wahrzeichen Mostars, die Brücke Stari most, in einem mehrstündigen gezielten Beschuss. Im Mai 2013 verurteilte der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien sechs Verantwortliche der Kroatischen Republik Herceg-Bosna unter anderem wegen der Zerstörung der Brücke erstinstanzlich zu mehrjährigen Haftstrafen. Im November 2017 wurden alle Urteile nach Berufung bestätigt, Slobodan Praljak vollzog noch im Gerichtssaal Suizid. Nach Kriegsende wurde die Brücke wieder aufgebaut und 2004 offiziell eröffnet.

Verwaltungstechnisch bildete Mostar seit dem Krieg zwei Städte: eine kroatische auf dem westlichen Ufer des Flusses Neretva und eine bosniakische auf dem östlichen Ufer. Im Auftrag der EU wurde Hans Koschnick als Vermittler nach Mostar entsandt. Im Januar 2004 wurde dieser Zustand formal aufgehoben und eine neue Regelung eingeführt, wonach die Stadt in sechs Stadtgemeinden eingeteilt ist, die zusammen eine Einheit darstellen. Infolge des fortgesetzten Streites um die Verwaltungsstruktur gab es seit 2008 keine Kommunalwahlen in Mostar mehr.

Im Zuge der Flüchtlingskrise in Europa wurde bei Mostar im Jahr 2018 eine temporäre Flüchtlingsunterkunft geschaffen, die Migranten als zeitweiligen Aufenthaltsort vor dem Grenzübertritt in die Europäischen Union nutzen.

 

Sehenswürdigkeiten
Das Wahrzeichen Mostars ist die Stari most (deutsch Alte Brücke) über die Neretva, die von 1556 bis 1566 vom osmanischen Architekten Mimar Hajrudin erbaut wurde. Der Stadtname kommt von den Brückenwächtern (bosnisch, serbisch, kroatisch: Mostar = Brückenwächter). Die „Alte Brücke" wurde im Bosnienkrieg am 9. November 1993 durch massiven Beschuss von kroatischer Seite zerstört. Die Rekonstruktionsarbeiten begannen 1996 und wurden 2004 abgeschlossen. Die Brücke und die Altstadt wurden am 15. Juli 2005 in die Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen.

In der Nähe der Brücke befindet sich die Karađozbeg-Moschee, die auch für Besucher zugänglich ist. Die Moschee mit Medresa (Koranschule) und Šadrvan (Brunnen) wurde 1557 erbaut und im Krieg in der Herzegowina schwer beschädigt, ist inzwischen aber restauriert.

Als sehenswürdig gilt ebenfalls eine christliche Basilika im Vorort Cim, die wahrscheinlich im 5. oder 6. Jahrhundert erbaut wurde. Die zwischen 1863 und 1873 erbaute serbisch-orthodoxe Kathedrale der Heiligen Dreifaltigkeit wurde 1992 zerstört. Sie wird seit 2010 wieder aufgebaut.

Am 26. November 2005 wurde in Mostar an seinem 65. Geburtstag eine Statue von Bruce Lee enthüllt. Sie war auf Initiative der Mostarer Jugendgruppe „Städtische Bewegung Mostar“ mit finanzieller Unterstützung der deutschen Kulturstiftung des Bundes errichtet worden. Nach Aussage des Bewegungssprechers Nino Raspudić fiel die Wahl auf die verstorbene Kung-Fu-Legende, weil alle sich mit ihm identifizieren könnten. Mit der Statue soll ein Zeichen gegen die ethnische Zerrissenheit auf dem Balkan gesetzt werden.

Der Partisanenfriedhof erinnert an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Partisanen.

 


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