NEUM

Auf dem Gebiet der Gemeinde Neum finden sich etliche Fundorte schon aus vorgeschichtlicher Zeit, allerdings ist die archäologische Forschung in diesem Gebiet noch mangelhaft. Aus der Zeit des mittelalterlichen bosnischen Königreichs findet sich eine große Anzahl an Stećci (Steingräber), vor allem im Hinterland.

Im Spätmittelalter war die Gegend um Neum Zankapfel zwischen der Republik Venedig und der Republik Ragusa. Mit dem Frieden von Karlowitz im Jahre 1699 wurde es Teil des Osmanischen Reichs, unter anderem, weil die Republik Ragusa eine weitere Stärkung Venedigs in der Region verhindern wollte und zu diesem Zweck den Osmanen als Puffer zum venetianischen Dalmatien zwei Landstreifen, unter anderem bei Neum im Nordwesten des ragusischen Herrschaftsbereiches anbot. Die Osmanen erhielten hierdurch erstmals einen Zugang zur Adria.

Zur Zeit Napoléons blieb Neum zwar formell beim Osmanischen Reich, aber die Franzosen bauten eine Straße durch das Gebiet. Auch im Zeitalter der Österreichisch-Ungarischen Monarchie blieb Neum an Bosnien-Herzegowina angeschlossen. Im Jahre 1947 tauschte die damalige jugoslawische Teilrepublik Bosnien und Herzegowina einen kurzen Küstenstreifen bei Sutorina in der Bucht von Kotor mit der benachbarten Teilrepublik Montenegro gegen ein Gebiet in den Bergen aus. Dadurch wurde Neum zum einzigen bosnisch-herzegowinischen Zugang zum Meer. Seit 1992 ist Neum Bestandteil des Staates Bosnien und Herzegowina.

 

Neum hat als einziger Ort in Bosnien und Herzegowina einen Zugang zum Meer. Deshalb hat es auch eine gewisse Bedeutung für den Sommertourismus. In den 1950er Jahren wurden die ersten Unterkünfte für Touristen gebaut, nach dem Bau der Adria-Magistrale 1965 ein Auto-Campingplatz. 1977 wurde das „Hotel Neum“ gebaut. Heute gibt es in Neum sechs Hotels und eine große Zahl von privaten Pensionen. Außer einheimischen Gästen überwiegen, wie auch sonst in kleineren Orten an der mittleren Adria, Touristen aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks, vor allem Polen, Tschechen und Slowaken, zum Teil kommen auch deutsche und österreichische Touristen.

 

Aus der ungewöhnlichen Grenzziehung zwischen Bosnien-Herzegowina und Kroatien resultieren einige verkehrstechnische Herausforderungen.

Der Neum-Korridor stellt nach dem EU-Beitritt Kroatiens einen wesentlichen Verkehrsengpass dar. An dieser Stelle wird nicht nur ein Teil des zusammenhängenden kroatischen Territoriums, sondern auch die gemeinsame EU-Außengrenze in einem Abschnitt von weniger als 10 km unterbrochen. Im Rahmen der EU-Beitrittsverhandlungen Kroatiens wurde diese Besonderheit in politikübergreifender Hinsicht behandelt, weshalb im EU-Beitrittsvertrag Kroatiens Ausnahmeregelungen zum Neum-Korridor etwa in sicherheitspolitischer oder zollrechtlicher Hinsicht getroffen wurden (Schengener Abkommen).

Zur Lösung des Problems wurde 2007 mit den Bauarbeiten an der Pelješac-Brücke begonnen, mit der die beiden kroatischen Landesteile verbunden werden und das bosnisch-herzegowinische Staatsgebiet umgangen werden sollte. Nachdem die Bauarbeiten 2012 vorerst eingestellt wurden, sollen sie im Sommer 2018 fortgesetzt werden. Als Fertigstellungstermin für die neue Brücke ist das Jahr 2022 geplant.

 

Ein weiteres Problem besteht für Neum darin, dass es über keine ausgebaute Straßenverbindung mit dem Rest des bosnisch-herzegowinischen Staatsterritoriums verfügt, was vor allem die Absatzmöglichkeiten für Produkte aus Neum innerhalb des Landes einschränkt, da schwere LKW den existierenden Weg in Richtung Stolac nicht befahren können, die Alternativroute jedoch über EU-Gebiet und damit durch die europäische Zollunion führt. Die Schaffung einer leistungsfähigen Verbindung zwischen Neum und Stolac ist seit den 1980er Jahren geplant, wurde jedoch bisher nicht umgesetzt.

 


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