ALEXANDROUPOLI ...

Alexandroupoli (griechisch Αλεξανδρούπολη, älter auch Αλεξανδρούπολις Alexandroupolis, türkisch Dedeağaç, bulgarisch Дедеагач Dedeagatsch, griechisch bis 1920 Δεδέαγατς Dedeagats) ist eine griechische Hafenstadt und Gemeinde in Westthrakien sowie ehemaliger Sitz der Präfektur Evros. Die Stadt liegt im Nordosten des Landes, unweit der Mündung des Mariza/Evros-Flusses und somit der griechisch-türkischen Grenze.

Alexandroupoli liegt direkt am Thrakischen Meer, einem Nebenmeer der Ägäis, das die Südgrenze der Stadt bildet. Im Westen grenzt Alexandroupoli an die Gemeinden Arriana und Maronia-Sapes im Regionalbezirk Rodopi, im Norden an die Gemeinde Soufli und im Osten an die türkische Provinz Edirne.

Alexandroupoli liegt 14,5 km westlich der Mündung des Mariza/Evros/Meric-Flussdeltas, 40 km von der türkischen Grenze, 346 km östlich von Thessaloniki (über die neue A2 via Egnatia-Autobahn) und rund 750 km nordöstlich der Hauptstadt Athen. Die nächstgelegene Großstädte sind Komotini (rund 60 km), das türkische Edirne (circa 140 km), das bulgarische Kardschali (ca. 170 km) oder die Bosporus-Metropole Istanbul (ca. 300 km). Die bulgarische Grenze bei Makaza–Nymphaia liegt rund 55 km westlich. In näheren Umland der Stadt liegen kleinere Fischerdörfer wie Makri und Dikella im Westen, Vororte wie Maistros, Apalos, Antheia, Aristino, Nipsa und Loutra im Osten und Städte wie Abantas, Aissymi und Kirkas im Norden.

Bei der Volkszählung 2001 hatte Alexandroupoli 48.885 Einwohner und die Provinz insgesamt 52.720. Die derzeitige Einwohnerzahl der Stadt wird auf etwa 70.000 geschätzt, und ihr Gebiet erstreckt sich über den südlichen Teil der regionalen Einheit, von der peripheren Einheit der Rhodopen bis zum Delta des Flusses Evros. Die Gemeinde hat eine Fläche von 1.220 km² (468,73 sq mi). Neben Alexandropolis sind die größten Siedlungen die Dörfer Mákri (820 Einwohner), Ávas (497), Sykorráchi (309), Aisými (289) und Díkella (288).

                Alexandroupoli                                                        Leuchtturm von Alexandroupoli

Geschichte

Name

Der Gründername der Stadt setzt sich zusammen aus den türkischen Wörtern dede „Urahn“ und ağaç „Baum“. Die Stadt wurde während der Fertigstellung des Dedeağaç-Zweiges der Rumelien-Eisenbahn, der ab 1872 genutzt wurde, gegründet.

Stadtgeschichte

Der Baubeginn der Eisenbahnstrecke Konstantinopel – Edirne der Orientbahn im Jahr 1870, mit einer Abzweigung am Unterlauf der Mariza Richtung Ägäis, leitete die Entwicklung der Stadt ein. Die Stadt wurde im Jahr 1871 unter dem Namen Dedeağaç (bulgarisch Дедеагач) als Hafen in der Nähe der Mündung des Mariza-Flusses im osmanischen Vilâyet Edirne gegründet. Der Handel in der Stadt florierte und zog vor allem bulgarische Händler aus der gesamten thrakischen Ebene sowie aus dem Rhodopengebirge an, die im neu gegründeten Ort nicht gegen alteingesessene phanariotische Familien und deren Einfluss ankämpfen mussten. Während des russisch-osmanischen Krieges (1877–1878) wurde der Ort von russischen Truppen besetzt, welche bis zum Berliner Kongress vor Ort blieben. In dieser Zeit erstellten russischen Ingenieure den ersten Bebauungsplan des Ortes mit großangelegten geradlinigen Boulevards und rechteckig verlaufende Querstraßen. Sie leiteten auch den Bau des Leuchtturms am Hafen.

1891 eröffnete die bulgarische Kirchengemeinde in der Stadt die erste Schule. Im Jahr darauf wurde mit finanzieller Hilfe der aus Rajkowo stammenden Händlerbrüder Wassil und Rajtscho Kowatschew sowie der aus Doğanhisar stammenden Händler Petko Bobew und Brian Kalojanow die dreischiffige bulgarisch-orthodoxe Kirche Kyrill und Method (heute griechisch-orthodoxe Kirche Hl. Eleftherios) fertig gebaut und eingeweiht.

Die Einwohnerzahl wuchs schnell an; laut einer osmanischen Erhebung aus dem Jahr 1882 lebten in Dedeağaç bereits 21.246 Einwohner, davon stellten die Bulgaren mit 9.001 Einwohnern zusammen mit den Türken mit 8.070 Einwohnern die Mehrheit. Bereits im Jahr darauf verdrängte Dedeağaç die Bedeutung des damaligen Dimetoka (heute Didymoticho) als Zentrum des Sandschak. 1894 bestand der Sandschak Dedeağaç aus den Kazas (Landkreisen) Dedeağaç, Enez und Sofrulu (heute Soufli). Der Kaza Dedeağaç bestand aus den drei Nahies (Kommunen) Ferecik, Meğri und Semadirek sowie 41 Dörfern. Gemäß Artikel 10 des Fermans zur Errichtung des Bulgarischen Exarchats entschied die bulgarische Gemeinde den Übertritt zur bulgarisch-orthodoxen Kirche und zum bulgarischen Millets (Eksarhhâne-i Millet i Bulgar).

Ab 1894 wurde die Stadt Ausgangspunkt einer weiteren strategischen Bahnstrecke. Die neue Linie, welche durch Westthrakien entlang der Ägäis-Küste verlief, schloss die zweitgrößte osmanische Stadt in Europa, Thessaloniki, direkt an das Schienennetz des Osmanischen Reiches an. Damit entfiel die Notwendigkeit und der Umweg, Waren und Güter über die Bahnstrecken durch serbisches und bulgarisches Territorium zu transportieren. Die neue Strecke wurde von der Société du Chemin de Fer Ottoman Jonction Salonique–Constantinople (JSC) gebaut, die hauptsächlich von französischen Geldgebern finanziert wurde.

Während des Schuljahres 1905/06 existierten bereits drei bulgarische Schulen in Dedeağaç, zwei Grund-, und die Klassenschule Kyrill und Method. 1909 mit Ausbruch der Jungtürkische Revolution, die von der bulgarische Bevölkerung mitgetragen wurde, wurde das IMARO-Mitglied Nikola Tabakow zum ersten bulgarischen Bürgermeister der Stadt.

Im Ersten und im Zweiten Balkankrieg 1912/13 kämpften bis zu 11 Freiwillige aus Dedeağaç als Teil des Makedonien-Adrianopel-Freiwilligen-Korps der bulgarischen Armee gegen Osmanen und Serben. Am 2. November 1912 wurde die Stadt von Truppen des Makedonien-Adrianopel-Freiwilligen-Korps unter dem Befehl des aus Veles stammenden Offiziers Aleksandar Tanew eingenommen. Er ließ 150 Freiwillige in der Stadt zurück und nahm in Richtung Soufli die Verfolgung der von Mehmed Yaver Pasha angeführten osmanischen Truppen von Süden aus auf. Am 13. November zog die reguläre bulgarische Armee unter General Stilijan Kowatschew in die Stadt ein. Zu dieser Zeit lebten in Westthrakien 185.000 Türken, 25.500 Bulgaren, 22.000 Griechen und 2200 Bewohner anderer Ethnien. Wegen des drohenden Anschlusses an Bulgarien formte sich Widerstand in der muslimisch-türkischen Bevölkerung, der in der Errichtung der Provisorischen Regierung Westthrakien mündete. Griechenland unterstützte die Etablierung einer solchen Republik mit dem Ziel, die zur selben Zeit in Konstantinopel laufenden Verhandlungen zwischen dem Osmanischen Reich und Bulgarien dahingehend zu beeinflussen, dass es zu keinem Frieden zwischen beiden Ländern kommt. Gemäß dem Londoner Vertrag vom Mai 1913, welcher das Ende des Ersten Balkankrieg besiedelte, wurden dennoch Dedeağaç und Westthrakien Bulgarien zugesprochen.

Als sich die Spannungen zwischen Bulgarien und Griechenland zuspitzten, bombardierte die Griechische Marine Dedeağaç am 28. und 29. Juni 1913 als einer der ersten Kriegshandlungen im Zweiten Balkankrieg. Am 12. Juli besetzten griechische Truppen die Stadt. In dieser Zeit griffen Freischärler der provisorische Regierung Westthrakiens, unterstützt von Mitglieder der Teşkilât-ı Mahsusa und geduldet durch die griechischen Truppen, die bulgarische Bevölkerung im Umland an. Mit dem Ende des Zweiten Balkankrieges wurden die thrakischen Gebieten westlich der Mariza und somit auch Dedeağaç nach dem Friede von Bukarest vom 28. Juli (jul. Kalender) / 10. August 1913 (greg. Kalender Bulgarien zugesprochen. Dennoch weigerte sich Griechenland zunächst, die Stadt zu räumen. Im September des gleichen Jahres fanden über 12.000 bulgarische Flüchtlinge vorübergehend Asyl am Rande der Stadt. Sie brachten bis zu 100.000 Schafe und Ziegen, bis zu 30.000 Rinder, bis zu 25.000 Pferde und Maultiere mit sich und waren aus 17 verschiedenen Dörfern am Ostufer der Mariza vor den ethnischen Säuberungen geflohen.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Dedeağaç im Oktober 1915 von der Royal Navy beschossen. Nach dem Waffenstillstand von Thessaloniki vom 29. September 1918 wurde die Stadt wie ganz Westthrakien von französischen Truppen besetzt. Mit dem Frieden von Neuilly vom 27. November 1919 musste Bulgarien die Stadt an die Entente abtreten. Laut der Volkszählung, die von der französischen Verwaltung Anfang 1920 durchgeführt wurde, hatte die Stadt 7222 Einwohner, davon 3900 Bulgaren, 2500 Griechen, 512 Armenier, 165 Juden, 195 Türken. In der zweiten Aprilhälfte 1920 traten die Premierminister der wichtigsten Verbündeten der Entente-Mächte (mit Ausnahme der Vereinigten Staaten) auf der Konferenz von San Remo Westthrakien mit Dedeagach an Griechenland ab. Bulgarien behielt das Transitrecht, den Hafen von Dedeagach für den Warentransport durch die Ägäis zu nutzen, welches seitens Griechenland nie eingehalten wurde. Die Übergabe der Kontrolle über die Stadt erfolgte von den Franzosen an die Griechen am 14. Mai im örtlichen Postamt.

Im Vertrag von Sèvres vom 10. August 1920 wurde die Stadt Griechenland vertraglich zugesprochen und im Anschluss in Alexandroupoli – nach dem griechischen König Alexander I. – umbenannt. Anschließend mussten gemäß dem im Vertrag von Neuilly-sur-Seine vereinbarten Bevölkerungsaustausch die Bulgaren, welche trotz Vertreibung weiterhin die größte Bevölkerungsgruppe der Stadt stellten, Alexandroupoli verlassen. Aus ganz Griechenland wurden nach 1920 insgesamt 53.000 Bulgaren vertrieben. Umgekehrt wurden 46.000 Griechen aus Bulgarien vertrieben.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in den 1990er ließen sich Bulgaren erneut in der Stadt nieder. Im Jahr 2011 gründete sie den Verein: Kultur- und Bildungsverein der Bulgaren in der Region Ostmazedonien und Thrakien (bulgarisch Културно-образователното обединение на българите в района на Източна Македония и Тракия). Im Jahr 2013 wurde die bulgarische Sonntagsschule Wassil Lewski, getragen vom Verein, eröffnet.

Ende August 2023 tobten mehrere Waldbrände im Gebiet Melia, nordöstlich von Alexandroupoli. Laut EU-Kommission waren die Brände dort die größten in der Geschichte der gesamten Europäischen Union. Mehr als 80.000 Hektar in Umland verbrannten, mehr als 20 Personen starben. Die Brände lösten mehrere Evakuierungen von Dörfern und des Krankenhauses der Stadt aus und kamen dem Flughafen der Stadt gefährlich nah. Rauchmikropartikel von den Waldbränden erreichen die mehrere hundert Kilometer entfernten Malta und Sizilien.

        Das Postamt von Alexandroupolis                                      Eines der ältesten Häuser

Das Postamt von Alexandroupolis ist das Gebäude, in dem am 14. Mai 1920 die feierliche Unterzeichnung der Kapitulation der Stadt an Griechenland stattfand.

Eines der ältesten Häuser in Alexandroupolis ist das Holzhaus der ersten französischen Lehrerin der Stadt, Antoinette Demtsian. Heute wird das Gebäude von der griechisch-französischen Freundschaftsgesellschaft der Stadt genutzt.

Der Vertrag von Lausanne (24. Juli 1923) bestätigte, dass Westthrakien und Alexandroupolis weiterhin unter griechischer Kontrolle stehen würden, erzwang jedoch die bedingungslose Abtretung Ostthrakiens an die Türken. Nach der Unterzeichnung des Vertrags von Lausanne im Jahr 1923 und dem Bevölkerungsaustausch flohen viele Flüchtlinge aus Nordthrakien (Ostrumelien), Ostthrakien und Kleinasien in die Region.

Nach der Ansiedlung der Flüchtlinge setzte eine intellektuelle Renaissance ein, mit führenden Persönlichkeiten wie dem Pädagogen Theodoros Kastanos, dem Lehrer Athanasios Spanos und dem medizinischen Philosophen und Historiker Achilleas Samothraki.

Zweiter Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs blieb Alexandroupolis drei Jahre lang unter bulgarischer Besatzung (1941-1944). Die Stadt erlitt während des Krieges einige Schäden, blieb aber von den Auswirkungen des Bürgerkriegs (1946-1949) weitgehend verschont. Nach der Rückkehr des Friedens wuchs Alexandroupolis von 16.332 Einwohnern im Jahr 1951 auf 57.812 Einwohner im Jahr 2011.

Neuere Geschichte

Alexandroupolis erlebt derzeit eine rasante wirtschaftliche Entwicklung, die durch die Egnatia Odos, den Flughafen, den Hafen und den Bahnhof vorangetrieben wird. Sie ist ein wichtiges Zentrum des Transithandels. Alexandroupoli hat mehr als 70.000 Einwohner und bietet heute eine hohe Lebensqualität mit einer ausgewogenen Umwelt und einem intensiven kulturellen Angebot, vor allem in den Sommermonaten.

 

Sehenswürdigkeiten

       Leuchtturm von Alexandroupolis                                            Ethnologisches Museum

Der Leuchtturm von Alexandroupolis, das Wahrzeichen der Stadt.

Der Leuchtturm (durch den Beschluss im Amtsblatt der Regierung 322/12-9-2013 als Kulturdenkmal anerkannt) an der Küstenstraße Megalo Alexandrou ist eine Attraktion der Stadt. Er wurde 1850 erbaut und 1880 in Betrieb genommen. Der Leuchtturm wurde an der Westseite des Hafens der Stadt errichtet, um die Küstenschifffahrt der lokalen Seeleute zu erleichtern, die in die Gegend vom Hellespont reisen. Er steht auf einem zylindrischen Sockel und ist mit 27 Metern über dem Meeresboden und 18 Metern über der Erde einer der höchsten Leuchttürme Griechenlands. Er wird mit Strom betrieben und zeichnet sich durch seinen Lichtstrahl aus, der einen Radius von 24 Seemeilen (etwa 44 km) erreicht und alle 15 Sekunden drei weiße Blitze abgibt.

Ethnologisches Museum von Thrakien

Es befindet sich in einem neoklassizistischen Steingebäude aus dem Jahr 1899 in der Straße des 14. Mai 63 und ist seit Oktober 2002 in Betrieb, um das historische Gedächtnis im weiteren geografischen Gebiet Thrakiens zu bewahren. Es umfasst Exponate zur Tradition Thrakiens und deckt folgende Themenbereiche ab: Tracht, Musik und Kult, Süßwaren, Bronze und Ton, Textilien, Landbau. Im Jahr 2015 wurde es vom Benaki-Museum für seinen Beitrag zur Bewahrung des historischen Gedächtnisses, zur Forschung und zur Förderung der thrakischen Kultur in Griechenland und im Ausland ausgezeichnet.

Weitere Museen

   - Historisches Museum von Alexandroupolis (335 Leoforos Dimokratias 335)
   - Archäologisches Museum von Alexandroupolis (Leoforos Makris 44)
   - Kirchliches Museum der Heiligen Metropolis von Alexandroupolis (Metropolis-Platz)
   - Volkskundemuseum des kappadokischen Vereins von Alexandroupolis (Mitropoulou 1)
   - Museum für Volkskunde und Naturgeschichte (Thermopylae-Straße 8, Nea Chili)
   - Museum für Naturgeschichte (Maistro Platanotopos)
   - Museum für Flora und Fauna (Kunst- und Kulturzentrum "Georgios Vizyinos")

        Pädagogische Akademie Zarifeios                                        Der alte Tabakmarkt

    Das historische Gebäude der Nationalbank                    Das Gebäude für missionarische Aktivitäten

 


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