Die Echohalle in Olympia ...Kommt man durch das Stadiontor zurück in die Altis, so liegt gleich linker Hand das langgestreckte Fundament der sogenannten Echohalle. Sie war 98 Meter lang und reichte bis zum Südost-Bau, mit dem zusammen sie die Altis im Osten begrenzte. Rückseite sowie beide Schmalseiten der Halle waren durch Mauern geschlossen, während die Vorderseite zur Altis hin mit einer Säulenreihe dorischer Ordnung geöffnet war. Pausanias sagt uns, dass sie zwei Namen hatte: sie wurde Bunte Halle genannt," ... weil an ihren Wänden ursprünglich Gemälde waren. Manche nennen sie auch Echohalle; wenn man ruft, kommt der Schall vom Echo siebenmal und mitunter sogar noch öfter zurück". Die Halle ist in der 2. Hälfte des 4. Jh. v. Chr. zu datieren, also in die Zeit kurz nach dem Bau des nach Osten verlegten Stadions III; der Trennung von Kult und Spiel war somit auch architektonisch Ausdruck gegeben. Der Verwendungszweck der Echohalle ist nicht genau bekannt. Sie mag bei Sportarten, die vielleicht nicht im Stadion selbst ausgetragen wurden, wie zum Beispiel Boxen, als schattiger Aufenthaltsort für die Zuschauer gedient haben. Die starke Zerstörung der Halle ist auf die Errichtung der Festungsmauer im 3. Jh. n. Chr. zurückzuführen, der so viele Bauten des Heiligtums zum Opfer gefallen sind. Der gesamte Oberbau und sogar die Stufen wurden damals abgetragen, so dass im wesentlichen nur noch das Fundament übrig blieb. Das dorische Gebälk der Halle mit den Architravblöcken und Teilen des Metopen-Triglyphen-Frieses sowie die dazugehörigen Säulentrommeln und Kapitelle wurden in der Ostflanke der Festungsmauer wiedergefunden. Einige Säulentrommeln sind dort noch heute in der untersten Schicht zu sehen, während die Metopen- und Triglyphenblöcke des Frieses heute innerhalb der Hallenfundamente aufgestellt sind. Eine Rekonstruktion der Halle war durch eben diese Funde möglich. Die oberste Schicht bestand ganz aus Marmor; die beiden unteren waren, wie die restlichen Teile der Hallenfront, aus Muschelkalk und hatten nur nach außen hin schmale Marmorblöcke vorgelagert. Sie waren mit zwei Faszien und einer Bosse an den Vorderseiten nicht völlig abgeplattet, was, wie auch die Verwendung von Marmor, an den Unterbau des Philippeions erinnert. Einige dieser Stufenblöcke sind am Nord- und Südende der Halle in situ erhalten. Der gesamte Stufenbau war nach dem Prinzip der Fugenkonkordanz aufgebaut: Alle Marmorquadern hatten die gleichen Maße und waren so übereinandergeschichtet, dass jeweils die vertikalen Fugen der ersten Stufenschicht mit denen der dritten korrespondierten. Die oberste Stufe, auf der die Säulen standen, war aus quadratischen Marmorplatten gebildet. Auf jeder zweiten sieht man die Mitte durch ein eingeritztes Kreuz und ein Dübelloch gekennzeichnet. Diese Angaben waren beim Bauvorgang zur Markierung des Standorts der Säulen bestimmt. Bei der Breite einer Platte von 1,075 Meter maß ein Joch also 2,15 Meter. Zwischen den Seitenwänden der im Innern 96,40 Meter langen Halle schmückten demnach 44 Säulen die Front.
Echhalle Wie aus einigen im Innern erhaltenen Säulenfundamenten hervorgeht, war die Halle zweischiffig angelegt. Doch stehen diese Innensäulenfundamente mit ihren Abständen in keiner Relation zur äußeren Säulenreihe; sie lassen sich an den Hallenenden auch nicht regelmäßig ergänzen. Ihre schlechte Zurichtung aus wiederverwendeten Baugliedern kann man nicht mit der äußerst sorgfältigen Fügung des Stufenbaus der Halle vergleichen. Das alles kann nur durch verschiedene Bauphasen erklärt werden. Man muss ohnehin einen Umbau der Halle in römischer Zeit annehmen, da fast alle uns bekannten Architekturteile einmal verändert worden sind. So wurden die Architrave an jeweils einer Seite in ihrer Länge um etwa 8 Zentimeter verkürzt; von den Säulentrommeln wurden die Kanneluren abgearbeitet, und auch die dorischen Kapitelle und Gebälkstücke weisen Spuren einer Umarbeitung auf. Die Säulenzahl an der Front erhöhte man auf 46. Der Halle wird eine Rankensima mit Löwenkopfwasserspeiern zugewiesen, die mit Sicherheit auch nicht der ersten Bauphase angehört. Ob die Halle bis zu dieser zweiten Bauphase noch gar nicht vollendet war oder ob sie bei dieser Gelegenheit nur eine weitreichende Umgestaltung erfuhr, lässt sich heute noch nicht endgültig beantworten. Hinter der Echohalle weisen einige Säulenfundamente und zwei Mauern an den Hallenschmalseiten die bis zur parallel hinter der Echohalle verlaufenden Ost-Altismauer am Stadionwestwall reichte und so eine Tiefe von 8,50 Meter hatte. Die Vermutung, es handele sich hier um einen Vorgängerbau der Echohalle, ist, wie die Fundamentschichten eindeutig zeigen, ausgeschlossen. Wozu der Hof auf der Rückseite der Halle aber gedient hat, ist nicht klar.
Echhalle Vor der Echohalle erstreckt sich zwischen zahlreichen Basisfragmenten, auf denen Ehrenstatuen gestanden haben, ein auffallend langes und schmales Fundament. Da es sich hier um ein Weiheschenk handelt, das in seiner äußeren Form einmalig ist, sei es in einer kurzen Beschreibung vorgestellt: Das zweistufige, vollständig erhaltene Fundament ist 20 Meter lang und 4 Meter breit. In der Mitte der Langseite ist ein Halbkreis ausgespart, und man vermutet, daß dort einst eine halbrunde Sitzbank stand. Aus den in der Nähe gefundenen, teilweise wieder aufgestellten oder gegenüber am Weg liegenden Architekturfragmenten aus Marmor lässt sich der Aufbau des Ganzen wiedergewinnen: Auf einem ca. 1 Meter hohen Sokkel erhob sich an beiden Enden, dort wo das Fundament verstärkt ist, je eine ionische Säule. An den Säulenbasen befand sich die Weihinschrift, die die Deutung und Datierung des Bauwerks ermöglichte (heute im Museum). Sie besagt, dass ein gewisser Kallikrates das Monument als Ehrung für den ägyptischen König Ptolemaios II. Philadelphos und dessen Frau und Schwester Arsinoe gestiftet hat. Es muss also nach der Heirat des Ptolemaios im Jahre 278 v. Chr. entstanden sein, aber vor der schweren Niederlage im Chremonideischen Krieg (266-261 v. Chr.), in dem er seine Vormachtstellung im Mittelmeerraum verlor. Die Höhe der Säulen betrug fast 9 Meter. Auf den mächtigen ionischen Kapitellen standen, weithin sichtbar und die ganze A!tis beherrschend, Statuen der beiden Geehrten. Sie waren vermutlich aus Edelmetall und sind später eingeschmolzen worden. Mehr noch als das Philippeion war dieses Monument geeignet, einen politischen Anspruch zum Ausdruck zu bringen. Wenn man abschließend die Lage der Echohalle noch einmal auf dem Plan betrachtet, so fällt auf, daß sie nicht dieselbe Richtung wie der Stadionwestwall hat, sondern mit ihrem Nordende tief in ihn eingeschnitten ist. Sie ist dagegen ungefähr im rechten Winkel zum größten Bau in der Altis errichtet worden, zum Zeustempel. Vom Südende der Echohalle führt heute ein breiter Weg quer über die Altiswiese direkt auf den Zeustempel zu.
|