Gymnasion und Palästra in Olympia ...

Gymnasion

Ein Gymnasion war im antiken Griechenland ein Ort der körperlichen, charakterlichen und intellektuellen Erziehung für die männliche Jugend. In der frühen Entwicklung dieser Institution trainierten dort dicht geschlossene Verbände Schwerbewaffneter, deren Kampfweise ein intensives und regelmäßiges Training erforderte. Jedoch entstand aus dem Gymnasion schnell eine soziale Einrichtung, deren Fokus aber immer noch auf die sportliche Ertüchtigung gerichtet war. Den Unterrichtsräumen angegliedert war in der Regel ein von Säulenhallen gesäumter Hof (Palästra). In römischer Zeit wurden in vielen Fällen Badeanlagen hinzugefügt.

Der Begriff Gymnasion (altgriechisch γυμνάσιον gymnásion, deutsch "öffentlicher Platz für Leibesübungen; Übungsplatz"; erst später der Versammlungsort der Philosophen, woraus der Begriff Gymnasium entstand; Plural Gymnasia bzw. deutsch heute meist Gymnasien) geht auf altgriechisch γυμνός gymnós, deutsch "nackt" zurück, weil sich die Athleten in den Apodyteria genannten Umkleideräumen auszogen und nackt trainierten, wobei die Körper mit Olivenöl eingerieben und anschließend mit der στλεγγίς stlengís, deutsch "Streicheisen" (lateinisch strigilis), dem Schabeisen, gereinigt wurden. Aus dem Wort „Gymnasion“ entstand auch der Begriff „Gymnastik“.

Anfangs war die eigentliche Funktion des Gymnasions die einer Sportstätte. Erst später entwickelte es sich, wohl ausgehend von Athen, zu einer Bildungsstätte, wobei die athletische Grundfunktion nicht verloren ging. Unterschieden wird zwischen dem Training und den Wettkämpfen. Dies ist auch vor dem Hintergrund der antiken Stadtstaaten und ihren Armeen zu verstehen, die als Miliz aus jedem (männlichen) Bürger einer Stadt aufgestellt wurde. Für Ausrüstung musste jeder selbst sorgen, so dass die reichsten Bürger stets auch die beste Ausrüstung besaßen und daher in der ersten Reihe der Phalanx standen. Schon aus Selbstschutzgründen war es daher für jeden Bürger im kampffähigen Alter unerlässlich eine gewisse Fitness aufrechtzuerhalten, auch wenn er eigentlich so reich war, dass Sklaven alle körperliche Arbeit für ihn erledigten. Neben dieser militärischen Bedeutung spielte auch der Unterhaltungsgedanke, oft mit religiöser Widmung eine beträchtliche Rolle. Die Bedeutung von Sport in der antiken griechischen) Welt lässt sich beispielsweise am olympischen Frieden ablesen, bei dem für einen Sportwettkampf sämtliche Kriege über Monate hinweg unterbrochen wurden. Ein Sieg bei den olympischen Spielen war mit so großem Prestige verbunden, dass z. T. eine Bresche in die Stadtmauern geschlagen wurde, damit der Sieger durch sein „eigenes“ Tor passieren konnte.

Palästra

Das Wort Palästra (Plural Palästren; altgriechisch παλαίστρα palaístra „Ringplatz“, lateinisch palaestra) leitet sich von dem griechischen Pale (πάλη „Ringkampf“) her und bezeichnete ursprünglich eine mit Sand bedeckte Fläche für das Training der Ringkämpfe bzw. für die entsprechenden Wettkämpfe. Auch der Faustkampf fand hier statt. Zusammen mit dem Dromos bildete die Palästra das griechische Gymnasion.

Im 6. Jahrhundert v. Chr. war die Palästra eine rein sportliche Ausbildungsstätte mit der Funktion, die militärische Ausbildung zu sichern, so bei den in Athen und Sikyon bezeugten Palästren.

Im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde die Palästra zur humanistischen Bildungsstätte, in der sowohl die körperliche als auch die geistige Erziehung stattfand. Die Palästra wandelte sich architektonisch zu einer anspruchsvollen Anlage: ein großer, von Säulen umgebener Hof (Peristyl) mit angrenzenden Aufenthalts- und Übungsräumen.

Palästren dieser Art sind das Pompeion in Athen und die Anlagen in Epidauros, Olympia, Priene und Delos. Ursprünglich eher an der Peripherie gelegen, rückte die Palästra näher an das Zentrum der Stadt (so in Korinth, Pergamon und Milet), nachdem sie zu einer öffentlichen Institution geworden war. Apodyterien und Bäder wurden staatlich finanziert, als Ausbildungsstätte blieb die Palästra freilich bis in die Kaiserzeit exklusiv der Oberschicht vorbehalten.

Von den Römern wurde die Palästra schließlich zum Teil der Anlage größerer Thermenkomplexe. Allein in Pompeji gab es mehrere Anlagen, z. B. die Große Palästra oder die Palästra in den Stabianer Thermen. Hier fanden neben Ringkämpfen auch Ballspiele im Freien statt (pila harpasta, pila paganica oder pila follis, eine Art Beachvolleyball mit verschiedenen Ballarten), ferner ludere expulsim, eine Art Tennis ohne Schläger, wobei man den Ball mit der offenen Hand schlägt, ludere datatim, ähnlich dem chinesischen Feuerball, und trigon: Drei Spieler stellen sich an den Ecken eines auf den Boden gemalten Dreiecks auf und werfen sich ohne Vorankündigung Bälle zu, die zurückgeschlagen, aber nicht aufgefangen werden sollen. Ferner gab es Krafttraining, auch für Frauen, mit Blei- oder Steingewichten in Form von Hanteln. Kinder übten sich im Reifentreiben.

Der Gott der Palästra war Hermes, der dort auch kultisch verehrt wurde (Hermaea).

                   Gymnasion und Palästra in Olympia

 


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