Metroon ...

Der Tempel der Göttermutter, das sogenannte Metroon, dessen Namen uns wiederum Pausanias überliefert hat, liegt östlich des Heraions unterhalb der Schatzhausterrasse. Leider kann sich der Besucher vom Aussehen dieses Tempels, des jüngsten Ringhallentempels in der Altis, nur schwer eine Vorstellung machen. Alle Gebälkteile und Säulen, auch der größte Teil der Wände, sind im 3. Jahrhundert nach Christus abgerissen und erst bei den Ausgrabungen wieder aus der nördlichen Mmauer herausgeholt worden, in den man sie damals schleunigst verbaut hatte. Sie sind heute großenteils wieder auf dem Fundament des Tempels aufgestellt, allerdings so, daß das Gebälk ohne Säulenstellung direkt auf den Fundamenten ruht. Nach den Bauformen, aber auch nach der Lage der östlich ans Metroon anschließenden Basen, auf denen die sogenannten Zanes gestanden haben müssen, kann man den ßau um 400 v. Chr. datieren, in eine Zeit also, zu der der Kult der großen Muttergottheiten auch anderswo blühte. Der relativ kleine Bau (21 ,93 x 11,88 Meter) hatte eine Ringhalle von 6 Säulen an der Front und 11 an den Seiten und war im Inneren wie das Heraion in Vorhalle, Cella und Opisthodom eingeteilt.

                         Metroon
      

Die geringe Cellagröße von nur 6,30 x 5,08 Meter war noch durch zwei gegen die Wand gerückte Säulenreihen eingeengt und kann nur einem kleinen Kultbild Platz geboten haben. Um so erstaunlicher war die Fülle an Statuen, die man im 1. Jh. n. Chr. in den Bau gebracht hat, nachdem man ihn restauriert und dem Kaiserkult geweiht hatte. Damals stand eine Augustusstatue von mehr als doppelter Lebensgröße in der Mitte der Cella, sechs weitere Statuen von Kaisern und Kaiserinnen des 1. jh. n. Chr. waren wahrscheinlich an den Wänden aufgestellt (heute im Museum). Die bedeutendste von ihnen ist das Werk der Athener Künstler Philathenaios und Hegias: Kaiser Claudius als Zeus mit dem Adler zu Füßen - die Identifizierung des Herrschcrs mit dem höchsten Gott Olympias ist nicht zufällig. Alle diese Statuen sind beim Abräumen des Tempels im 3. Jh. n. Chr. in und neben seiner Ruine liegen geblieben, wo sie dann von den Ausgräbern gefunden worden sind. Der Altar zu diesem Tempelliegt eigenartigerweise nicht auf der Ostseite, sondern westlich vom Metroon, dem Hera-Altar gegenüber.

 


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