Das Stadion von Olympia ...

Eingebettet in die Ebene des Alpheios, am südlichen Abhang des Kronoshügels liegt das berühmte Stadion von Olympia.

Noch heute besuchen jährlich tausende Menschen das Stadion, das in dem Zustand wie es heute zu sehen ist, Mitte des 5. Jh. v. Chr. erbaut wurde und in der Neuzeit wiederhergestellt und restauriert worden ist. Aber noch vor einigen Jahrzehnten lag es unter einer riesigen Schwemmschicht, die das Stadion seit dem Mittelalter durchschnittlich ca. 5 m tief unter sich begrub. Erst 1936 begann man damit das gesamte Stadion durch Abtragen der Schwemmschicht freizulegen, zuvor hatte man bei den Grabungen von 1875- 1881 unter der Leitung von Ernst Curtius darauf verzichten müssen und lediglich einige Gräben angelegt, um zumindest die Ablauf- und Zielschwellen des Stadions zu ermitteln. Am 22. Juni 1961 konnte das wiederhergestellte antike Stadion dann endlich feierlich eingeweiht werden; in diesem Zustand ist es heute immer noch zu sehen und zu bewundern.

Doch was ist es, was die Menschen an diesem Stadion so fasziniert? Was ist der Grund dafür, dass es heute immer noch tausende Touristen an diesen Ort zieht? Nun, es ist kaum vorstellbar, dass allein, das in seiner Bauweise sehr schlichte und bescheiden wirkende Stadion der Grund dafür ist. So gibt es doch viel ansehnlichere und besser ausgestattete Stadien als jenes, wie es auf dem Bild zu sehen ist. Um es ganz banal auszudrücken, sieht man hier in Olympia nur eine sandige Laufbahn, die von begrasten Zuschauerwällen umgeben ist, auf denen nicht einmal steinerne Sitzreihen aufgebaut sind. Doch es ist wohl mehr die Bedeutung/ der „Mythos“ dieses Stadions und weniger seine schlichte Bauweise, der es bis in die heutige Zeit so bedeutsam und sehenswert gemacht hat. Die Olympischen Spiele genossen im Vergleich zu den anderen panhellenischen Sportspielen, wie den Pythien, den Isthmien und den Nemeen, sehr großes Ansehen und waren außerordentlich beliebt. Die Olympien waren die ältesten und angesehensten Spiele in ganz Griechenland und somit war auch das Stadion eines der ältesten und berühmtesten, wenn nicht sogar das Älteste und Berühmteste in Griechenland überhaupt.

      Das Stadion von Olympia
      Eingang des Stadions

Das Stadion war der Austragungsort vieler Wettkämpfe der antiken Olympischen Spiele. Es ist 212,54 m lang und zwischen 30 und 34 m breit. Hauptsächlich diente es als Laufbahn, auf denen sich die schnellsten Läufer ihrer Zeit maßen. Die Länge der Laufbahn betrug 192,24 m.

Die Bahn des Stadions wurde aus hartem Lehm gebaut. Das sollte den Läufern die Traktion erleichtern. Das ist im Prinzip nichts anderes als bei den modernen Laufbahnen unserer heutigen Stadien. Und noch etwas ist in den letzten 2.500 Jahren geblieben. Am Start des Laufs war ein weißer Block platziert. An diesem haben die Athleten sich aufgestellt und ihre Füße platziert. Mit Hilfe dieses weißen Blocks wurden die Athleten so aufgestellt, dass sie alle die gleiche Distanz auf der Bahn laufen. Gestartet sind die Läufer in Richtung der Altis, also dem Heiligen Hain von Olympia.

Das Stadion ist 1961 so wieder hergerichtet worden, wie es im 4. Jahrhundert v. Chr. gewesen ist. Für sportliche Wettkämpfe genutzt hat man es bis auf eine Ausnahme seitdem nicht.

Seit 1936 wird im Stadion von Olympia das olympische Feuer für die Sommerspiele der Neuzeit entzündet. Dazu hält ein Athlet die Fackel in einen Hohlspiegel, bis das Feuer zu brennen beginnt. Mittels eines mehrwöchigen Fackellaufs bringt man das Feuer dann an den Austragungsort der Spiele. Für die Winterspiele wird die Fackel manchmal, aber nicht jedes Mal, ebenfalls im Stadion von Olympia entzündet.

Das ist aber noch nicht die Ausnahme von der Regel, das antike Stadion nicht für Sportwettkämpfe zu nutzen. Diese besondere Ausnahme hat man bei den Olympischen Sommerspielen 2004 gemacht. In diesem für Griechenland sehr bedeutsamen Ereignis fanden im Stadion des antiken Olympia die Wettbewerbe im Kugelstoßen statt.

Stadionlauf

Der Stadionlauf war die älteste olympische Disziplin. Dabei handelt es sich um einen Laufwettbewerb über eine Strecke von 600 Fuß. Da die Länge der Füße von Ort zu Ort variierte, fiel auch die Länge des Stadions und anderer Läufe unterschiedlich aus. Das Stadion in Olympia war beispielsweise 192,28 Meter lang und das in Delphi 177,55 Meter. Bei den Heraia, Spielen für Frauen in Olympia, liefen die Teilnehmerinnen nur 5/6 der Strecke, die die Männer zurücklegen mussten. Der Stadionlauf der Männer in Olympia wurde zu Ehren von Zeus gelaufen und wurde nach den Füßen des 200 Füße langen Zeustempels gemessen. Den Stadionlauf der Frauen zu Ehren Heras maß man nach den kürzeren Füßen des 200 Füße langen Heratempels.

Während des Laufs schwangen die Athleten heftig ihre Arme auf und ab, um ihre Geschwindigkeit zu erhöhen. Auf Vasenbildern können Läufer aufgrund ihrer weiten Schritte erkannt werden, außerdem anhand ihres leicht gebogenen Torsos, den auf Schulterhöhe ausgestreckten Armen und den offenen Händen.

Waffenlauf

Der Waffenlauf ist zum ersten Mal 520 v. Chr. in Olympia nachweisbar. Obwohl dieses Rennen erst relativ spät ins Programm der Olympischen Spiele aufgenommen wurde, stammt es noch aus der Zeit, als sportliche Wettbewerbe als Kampftraining dienten.

Die Läufer legten die Strecke eines Diaulos mit einem Helm, Beinschienen und einem Schild zurück. Mit Ausnahme der Rüstung waren sie nackt. Die Beinschienen wurden bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. abgeschafft, die Helme nach dem 4. Jahrhundert. Pausanias zufolge wurden die 25 Schilde, die man den Teilnehmern während der Spiele gab, im Zeustempel in Olympia aufbewahrt.

      Kurzdistanzläufer - Panathenäische Preisamphore (um 530 v. Chr.) mit Stadion- oder Diaulosläufern
      Waffenläufer - Auf der Außenseite einer Trinkschale (Kylix, Ende 6. Jhd. v. Chr.) ist ein Waffenläufer dargestellt

Diaulos

Der Diaulos war ein Lauf, der zum ersten Mal 724 v. Chr. in Olympia organisiert wurde. Die Athleten rannten die doppelte Länge des Stadions. Der Laufstil glich dabei dem im Stadionlauf, jedoch benötigten die Diaulosläufer mehr Ausdauer und mussten eine schwierige Wende auf halber Strecke meistern. Daher, so Philostratus, mussten sie kräftiger gebaut sein als die Stadionläufer.

Dolichos

Der Dolichos wurde als olympische Disziplin 720 v. Chr. eingeführt, also vier Jahre nach dem Diaulos. Dabei handelt es sich um einen Langstreckenlauf. Bekannte Entfernungen variieren zwischen 7 und 24 Stadien in verschiedenen Städten und Zeiten. Die Strecke unterschied sich außerdem je nach Altersklasse. Auf Grundlage eines Gedichts nehmen einige Historiker an, dass die häufigste Distanz 20 Stadien betrug, also ca. 3550 bis 3850 Meter.

Auf Vasenbildern können Dolichosläufer an ihrem ruhigen Schritt, dem aufrechten Torso, den ruhenden Armen und den zu Fäusten geballten Händen erkannt werden.

Pentathlon

Der Pentathlon wurde 708 v. Chr. in Olympia eingeführt, im selben Jahr wie auch das Ringen. Er bestand aus folgenden Disziplinen: Diskuswurf, Weitsprung, Speerwurf, Rennen (wahrscheinlich der Stadionlauf) und Ringen. Diese fünf Wettbewerbe wurden an einem einzigen Nachmittag veranstaltet.

Sowohl die Reihenfolge der einzelnen Disziplinen als auch die Art und Weise, wie man den Sieger ermittelte, sind immer noch Gegenstand der Diskussion. Sicher ist, dass als letztes Ringen dran war. Die ersten drei Wettkämpfe waren wahrscheinlich Diskuswurf, Weitsprung und Speerwurf. Diese drei Disziplinen gab es nur im Pentathlon. Der Lauf muss also an vierter Stelle gestanden haben.

Kein Text beschreibt eindeutig, wie der Gewinner bestimmt wurde. Nur eine Sache ist sicher, nämlich dass der Sieger drei von fünf Disziplinen gewinnen musste. Ausgehend von diesem Befund wurden verschiedene Lösungen vorgeschlagen, aber keine kann bewiesen werden.

Die Griechen bewunderten die Körper der Pentathleten, weil sie die ideale Kombination aus Länge, Stärke, Geschwindigkeit und Schönheit miteinander verbanden. Die Öffentlichkeit war aber nicht sonderlich an dieser Sportart interessiert. Üblicherweise war das Preisgeld für den Pentathlon nämlich niedriger als für den Stadionlauf oder fürs Ringen.

      Langstreckenläufer - Diese Panathenäische Amphora (333 v. Chr.) bildet Dolichosläufer ab.
      Pentathlon - Eine panathenäische, schwarzfigurige Amphore mit vier abgebildeten Fünfkämpfern

Weitsprung

Der Weitsprung war keine selbstständige Wettkampfsdisziplin, sondern Teil des Pentathlons. Genau wie heute landete der Springer in einer Sandgrube, die man dadurch schuf, indem man den harten Sand des Stadions auf einer Länge von etwas mehr als fünfzehn Metern zusammentrug.

Ein wichtiger Unterschied zum heutigen Weitsprung ist, dass die Griechen in jeder Hand Gewichte von 1,5 bis 2 Kilogramm hielten. Dank dieser Gewichte konnten die Griechen weiter springen und sicherer landen. Experimente haben gezeigt, dass bei der modernen Sprungtechnik die Gewichte die Sprungweite reduzieren und den Sportler beim Anlauf behindern. Offensichtlich sprangen die Griechen aus dem Stand und ihre Füße standen nebeneinander: Der Absprung ist dann stärker, wenn man die Gewichte nach vorne schwingt. Führt man die Gewichte dann beim Landen nach hinten, so dienen sie als Gegengewicht und verhindern, dass man nach vorne fällt.

      Sprunggewichte
      Weitspringer mit Sprunggewichten - Auf dieser Kylix (Ende 6. Jhd. v. Chr.) hebt ein Athlet die Sprunggewichte auf

Ein zweites Problem stellt die Länge des Sprungs dar. Phayllos von Kroton, einer der größten Weitspringer der Antike, sprang 55 Fuß weit (16,3 Meter) und landete, da die meisten Sandgruben nur etwa 15 Meter lang waren, außerhalb der Grube. Da ein geübter Athlet aus dem Stand heraus nicht weiter als drei Meter springen kann, muss der Weitsprung der Griechen aus mehreren Sprüngen bestanden haben. Wahrscheinlich machten sie fünf Sprünge hintereinander – denn die Nummer 5 stand symbolisch für den Pentathlon –, und zwar jedes Mal wieder aus dem Stand heraus, also anders als die heutige „Hüpfen-Schreiten-Springen“-Methode. Den zweiten Sprung führte man von dem Punkt aus, an dem man im ersten Sprung gelandet war. In einem modernen Experiment erreichten guttrainierte Sportler tatsächlich eine Länge von 15 Metern, indem sie diese Technik anwandten. Da ein Mehrfachsprung viel Koordination benötigt, wurde das Springen immer von Flötenmusik begleitet.

Diskuswurf

Vor dem 5. Jahrhundert v. Chr. wurden Athleten immer ruhend dargestellt. Diese innovative Staute hingegen suggeriert Bewegung. Der Athlet hat seinen Diskus nach hinten geschwungen und befindet sich nun in einem Moment des Stillstandes, bevor er den Diskus mit einem mächtigen Schwung nach vorne wirft. Im Gegensatz zum Körper sind die Gesichtszüge sehr friedlich.

Der Diskuswurf stellte eine der fünf Disziplinen des Pentathlons dar. Ursprünglich war der Diskus aus Stein gefertigt, später bestand er aus Bronze, Blei oder Eisen. Exemplare, die bei Ausgrabungen gefunden wurden, haben einen Durchmesser von 17 bis 35 cm und wiegen zwischen 1,3 und 6,6 kg. Im Durchschnitt wogen sie 2,5 kg, also 0,5 kg mehr als das Minimalgewicht eines heutigen Diskus. Die Gewichtsunterschiede sind leicht zu erklären: Jeder Ort hatte sein eigenes Standardgewicht. Außerdem waren die Diskusse für die Knaben leichter als die für die Erwachsenen. Im Schatzhaus der Sikyoner bewahrte man drei offizielle Diskusse auf, um sie bei den Olympischen Spielen einzusetzen.

Die Wurftechnik kann man auf Bildern nachvollziehen, da der Wurf dort in verschiedenen Phasen dargestellt ist. Ein Rechtshänder brachte seinen linken Fuß nach vorne und legte sein Gewicht hauptsächlich auf den rechten Fuß. Mit seiner rechten Hand schwang er den Diskus einige Male vor und zurück. Dabei drehte er seinen Körper leicht mit der Schwungbewegung. Nach dem letzten Vorbereitungsschwung verlagerte er dann sein Gewicht auf den linken Fuß und warf den Diskus mit einem kräftigen Schwung. Anders als heute drehten sich die griechischen Diskuswerfer wahrscheinlich nicht mehrmals um sich selbst. Daher warfen sie vermutlich auch nicht so weit.

Ringen

Das Ringen war die älteste Form des Kampfes ohne Waffen. Es gab zwei Varianten: zum einen aufrechtes Ringen, zum anderen Bodenringen. Um beim aufrechten Ringen zu gewinnen musste man dafür sorgen, dass der Gegner dreimal fiel. Während heutzutage der Rücken des Gegners den Boden berühren muss, zählte für die Griechen jeder Körperteil. Beim Bodenringen hingegen durfte der ganze Körper den Boden berühren und man gewann nur dann, wenn der Gegner sich ergab, indem er mit seinem Zeigefinger zum Schiedsrichter zeigte. Das aufrechte Ringen fand in derselben Sandgrube statt, in der auch der Weitsprung ausgetragen wurde. Das Bodenringen wurde auf feuchtem Sand ausgetragen. Aufrechtes Ringen wurde 708 v. Chr., gemeinsam mit dem Pentathlon, olympische Disziplin. Bodenringen fand niemals während der Spiele statt. Für Knaben wurde Ringen 632 v. Chr. eingeführt.

Für das Ringen gab es einige Regeln: Schläge waren verboten (diese waren Teil des Boxens), ebenso das Festhalten des Gegners an den Genitalien und Bisse. Auch war es nicht erlaubt, außerhalb der Sandgrube zu kämpfen. Die Athleten rieben ihre Körper mit Öl ein und warfen dann etwas Sand darüber, damit die Gegner sie greifen konnten.

      Römische Bronzestatue eines griechischen Athleten (Glyptothek München)
      Grabstele aus Athen mit der Abbildung eines Ringkampfes (Nationalmuseum Athen)

Pankration

Beim Pankration (wörtlich: „alle Kräfte“) handelt es sich um eine Kombination aus Ringen und Boxen. Es war ein gefährlicher Sport, bei dem alles erlaubt war außer Beißen, Kratzen (Augen, Nase oder Mund des Gegners) und die Genitalien zu attackieren. Wie auch bei den anderen Kampfsportarten standen auch beim Pankration Schiedsrichter bereit, um Regelverstöße zu bestrafen. Alle Ringergriffe und Boxschläge durften verwendet werden. Die Gefahr, verletzt zu werden, war dennoch geringer als beim Boxen, da Pankratiasten normalerweise keine harten Handschuhe trugen.

Wie beim Ringen gab es auch beim Pankration zwei Varianten. Beim aufrechten Pankration verlor man, sobald man dreimal den Boden berührt hatte, beim Bodenpankration hingegen konnte man auch auf dem Boden kämpfen und verlor den Kampf nur, wenn man sich ergab. Die erste Variante wurde meistens beim Training verwendet, die zweite bei Wettkämpfen. 648 v. Chr. wurde das Pankration bei den Olympischen Spielen eingeführt. Erst vierhundert Jahre später, 200 v. Chr., wurde er auch zu einer Wettkampfdisziplin für die Knaben.

Bei den Zuschauern war das Pankration die beliebteste Disziplin. Bei den Spielen, bei denen man Geldpreise gewinnen konnte, erhielt der siegreiche Pankratiast das höchste Preisgeld aller Gewinner, ausgenommen die Sieger in den Pferderennen. Erfolgreiche und berühmte Pankratiasten waren zum Beispiel Marcus Aurelius Asklepiades und Marcus Aurelius Demostratos Damas. Die Griechen sahen im Pankration den ultimativen Test für Stärke und Technik eines Sportlers. Es ging daher nicht nur um reine Kraft.

      Kämpfende Pankratiasten - schwarzfigurige Panathenäische Amphore (332-331 v. Chr.)
      Pankrationkampf - moderne Kopie (ca. 1900) einer römischen Marmorplastik mit zwei Pankratiasten im Bodenkampf.

Boxen (Faustkampf)

Die frühesten Darstellungen des Faustkampfes stammen aus minoischer und mykenischer Zeit (2. Jahrtausend v. Chr.). 688 v. Chr. wurde Boxen als olympische Disziplin eingeführt. Das griechische Boxen unterschied sich in einigen Punkten vom heutigen Boxen. Ein Kampf hatte keine festgesetzte Dauer und endete, wenn einer der Kämpfer aufgab. Gewichtsklassen waren unbekannt, dafür verfügte man über Alterskategorien, um die Kämpfer zu unterteilen.

Um ihre Hände zu schützen, wickelten die Sportler Lederbänder um ihre Knöchel. Auf der Innenseite waren diese Handschuhe mit Wolle gepolstert und auf der Außenseite waren harte Lederstreifen angebracht, um die Schläge effektiver zu machen. Während des Trainings benutzten die Boxer oft weiche Handschuhe. Genau wie heute übten auch die griechischen Boxer mit einem Sandsack.

Die Regeln beim Boxen verboten es, den Gegner festzuhalten (was hingegen beim Ringen erlaubt war), auf die Genitalien zu schlagen und die Boxhandschuhe mehr als üblich zu verstärken. Trotz dieser Regeln erlitten Boxer häufig Verletzungen und ihre Gesichter wurden durch den Sport entstellt. Daher hielten die Griechen das Boxen für die gefährlichste der drei Kampfsportarten.

Pferderennen

Die Pferderennen waren die angesehensten Wettkämpfe bei den Spielen („hippische Agone“, von altgr. Hippos = Pferd). Nur die Allerreichsten konnten es sich leisten, Rennpferde zu unterhalten und sie nach Olympia und zu den anderen Wettkampfstätten zu transportieren. Die Besitzer nahmen nicht persönlich an den Wettbewerben teil, sondern an ihrer Stelle fuhr ein Wagenlenker das Gespann. Dennoch wurden die Besitzer der Pferde zu Siegern erklärt. Daher war es auch für Frauen, Kinder und sogar Städte möglich, einen olympischen Sieg zu erringen.

Es gab verschiedene Formen von Pferderennen: das Rennen in einem Wagen mit vier Pferden, mit zwei Pferden und Reitern.

Die Pferderennen wurden im Hippodrom ausgetragen. Ein einfaches Hippodrom konnte auf jeder mehr oder weniger ebenen Fläche errichtet werden. Zwei Wendepunkte wurden an den beiden Enden des Hippodroms aufgestellt. Dies waren die gefährlichsten Stellen der Rennbahn: da jeder versuchte, beim Wenden die innerste Bahn zu nehmen, geschahen hier am häufigsten Unfälle. Für die Zuschauer gab es keine Sitzplätze, sie betrachteten die Wettkämpfe von den umliegenden Hügeln aus. In Olympia gab es einen Startmechanismus, der dafür sorgte, dass alle Pferde im selben Augenblick starteten.

In römischer Zeit verloren die griechischen Rennen an Ansehen, da sie zum einen mit den römischen Pferderennen konkurrierten und zum anderen die Wettkampfstätten international verteilt waren. Während es für die Athleten noch möglich war, die weite Reise durch die Mittelmeerwelt auf sich zu nehmen, war dies wesentlich schwieriger und teurer für die Rennställe.

      Junge Boxer - minoisches Fresko mit zwei jungen Boxern in Lendenschürzen (um 1550 v. Chr., Insel Thera)
      Pferderennen mit einem Vier-Pferde-Wagengespann - Panathenäischen Preisamphore (410-400 v. Chr.)

Musische Wettkämpfe

Griechische Festivals zeichneten sich nicht nur durch athletische Wettkämpfe aus; mindestens ebenso wichtig waren Aufführungen von Musik und Drama, die im städtischen Theater stattfanden. Nach den Musen, den Göttinnen der Künste (z. B. Musik, Literatur, Drama) nannte man diese „musische Wettkämpfe“. Die bekanntesten fanden bei den Pythischen Spielen in Delphi statt. Die musischen Disziplinen entstanden bereits in der griechischen Frühgeschichte und waren auch noch in der Römischen Kaiserzeit sehr beliebt: durch die Verbreitung der griechischen Wettkampfkultur wurden musische Wettkämpfe in einem großen Teil des Römischen Reiches organisiert, besonders beliebt waren sie in Kleinasien (der heutigen Türkei).

In der archaischen und klassischen Zeit kämpften nur Musiker gegeneinander um den Preis, aber mit der Zeit nahm die Anzahl an Disziplinen bei den musischen Spielen allmählich zu und auch andere Künstler konnten teilnehmen. In der römischen Zeit wurde ein musischer Wettkampf meistens von Herolden und Trompetern eröffnet; danach kamen die Dichter und die Redner und es gab Aufführungen mit der Kithara und mit den Auloi. Anschließend wurden Komödien und Tragödien aufgeführt. Der letzte und populärste Wettbewerb war der der Kitharöden, Sänger, die sich selber auf der Kithara begleiteten. Unterhaltungsshows von Seilakrobaten, Jongleuren und Mimen (Schauspielern, die eher vulgäre Aufführungen darboten) waren kein Teil des offiziellen Programms, wurden aber nach den renommierten Wettbewerben als zusätzliche Unterhaltung gezeigt. Bei den Kapitolinischen Spielen in Rom gab es auch Wettbewerbe in Vortrag, Prosa und Dichtung, sowohl auf Griechisch als auch auf Latein. Am Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. wurde sogar die Pantomime bei einigen Spielen eine offizielle Disziplin: Tänzer, die ohne Worte mythische Geschichten erzählten. Lediglich bei den Olympischen Spielen suchte man derartige Veranstaltungen vergebens. Die Wettkämpfe der Herolde und Trompeter – die man bei allen Spielen brauchte, egal ob musisch oder nicht – waren die einzigen, die auch in Olympia ausgetragen wurden.

Herolde und Trompeter

Die griechischen Wettkämpfe zogen viele Besucher an. Es war die Aufgabe von Spezialisten, sich an die Menge zu richten. Ein Trompeter bat um Aufmerksamkeit mit seinem Instrument, das viel länger war als eine moderne Trompete. Danach sprach ein Herold mit lauter Stimme zur Öffentlichkeit, beispielsweise um den Beginn der Wettkämpfe anzukündigen. Die wichtigste Aufgabe der Herolde war es, den Namen, den Vater und die Heimatstadt der Sieger während der Siegerehrung zu verkünden.

Ursprünglich hatten Herolde und Trompeter eine rein organisatorische Funktion, doch mit der Zeit begannen auch sie, sich miteinander zu messen. Anfangs waren diese Wettstreite eine rein lokale Angelegenheit, da alle Herolde und Trompeter Ortsansässige waren. Als man in Olympia 396 v. Chr. Wettbewerbe für Herolde und Trompeter einführte, gewannen in beiden Veranstaltungen Männer aus Elis. Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. hatten jedoch auch die anderen wichtigen Spiele diese Wettbewerbe in ihr Programm übernommen. Wie bei den Sportwettkämpfen zogen nun auch Herolde und Trompeter aus der ganzen griechischen Welt durch Griechenland, um an den verschiedenen Spielen teilzunehmen.

Es ist ungewiss, wie der Sieger eines solchen Wettkampfs ermittelt wurde, allerdings ging es dabei mit Sicherheit nicht um Schönheit. Nicht der Herold mit der angenehmsten Stimme, sondern der Mann, der gleichsam lauter und am verständlichsten sprechen konnte, gewann. Herolde und Trompeter konnten eine viel längere Karriere als Athleten haben, da der Klang einer Stimme weniger vom jemandes Alter abhängig war. Einer wurde sogar zum zehnfachen Periodossieger.

      Musischer Wettkampf - Panathenäische Preisamphore (540-520 v. Chr.) mit einen Aulosspieler
      Panathenäische Preisamphore (540 v. Chr.) - auf der rechten Seite ein Herold, der den Sieger proklamiert

 


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