Griechische Bäder im antiken Olympia ...

Die griechischen Bäder im antiken Olympia sind die frühesten Bäder des Heiligtums und befinden sich auf der Westseite, außerhalb der heiligen Einfriedung des Altis, in der Nähe des Ufers des Flusses Kladeos. Sie wurden im 5. Jahrhundert v. Chr. gebaut und während ihrer gesamten Nutzung weiterentwickelt. Im 2. Jahrhundert n. Chr. dienten sie als Fundament für den Bau der Kladeos-Bäder. Sie werden griechische Bäder genannt, um sie von den Bädern der Römerzeit in derselben Gegend zu unterscheiden.

Das anfänglich einfache Gebäude mit dem Brunnen wurde nach und nach in einen luxuriösen Raum mit komplexerer Architektur und reichlich Dekorationen und Mosaiken umgewandelt. In der Römerzeit wurden die Wasserversorgungs- und Entwässerungssysteme perfektioniert. Es gab sowohl heiße als auch kalte Bäder, wie sie auf Trainings- und Wettkampfstätten üblich waren.

Die griechischen Bäder wurden gebaut, um den Bedürfnissen der Sportler gerecht zu werden, da sie sie zum Waschen nach dem Training oder nach den Olympischen Spielen der Antike benutzten. Damals rieben Sportler ihren Körper mit Öl ein und streuten ihn dann während des Trainings mit Staub, um ihre Leistung zu verbessern. Dies war ein zeitaufwändiger Prozess, aber er war notwendig und folgte einem bestimmten Ritual. Die Reinigung ihres Körpers nach Trainingseinheiten und Sportwettkämpfen war den Sportlern sehr wichtig. Zuerst benutzten sie den Strigil, um die Öle und den Staub von ihren Körpern zu kratzen. Dann wurden sie massiert, um das Nervensystem zu beruhigen. Der letzte Teil war die „Reinigung“ von Körper und Seele mit Wasser.

Am Fuße des Kronionhügels, in der Nähe des heutigen Eingangs zum archäologischen Gelände, befinden sich die sog. Kronionthermen - eine komplexe Anlage, die u.a. mit einem Schwimmbad und Baderäumen ausgestattet ist.

                                    Griechisches Bad                                               Kronionthermen

Die Peristylhallen des Schwimmbades schmückt ein geometrisches Muster aus Acht- und Vierecken. Der Rapport wird in der Mitte jeder Portikus durch ein rechteckiges Feld mit figürlicher Darstellung unterbrochen. Das "Emblema" der Westhalle zeigt einen Triton mit vier ihn flankierenden Hippokampen. Das 0.91 x 2.74 m große Bild war nach Westen ausgerichtet, wo sich ursprünglich der repräsentative Eingang des Gebäudes befand. Das die Seewesen umgebende Wasser ist auf dem weißen Hintergrund durch wenige graue Linien angedeutet. Bei den Figuren dominieren Braun- und Grautöne. Im Gesicht des Tritons sind die Tessellae ganz ungleichmäßig geschnitten und auf impressionistische Weise aneinandergefügt.

Ungenauigkeiten bei der Wiedergabe der Figuren und des geometrischen Rahmens lassen darauf schließen, dass der Mosaizist seine Vorlage nicht richtig verstand bzw. zu schnell und ungenau arbeitete. Die Beine des weitgehend menschlich gebildeten Tritons gehen ab den Knien in zwei spiralenförmig eingedrehte Flossen über. Von der rechten Schwanzflosse ist nur der Ansatz angegeben. An der linken Körperseite ist ihr Verlauf hingegen nicht klar zu erkennen. Das Mäntelchen ist nicht, wie sonst üblich, um den Oberarm gewunden, sondern unter die Achsel geklemmt. Die Farbe der Zügel wechselt willkürlich von Dunkelbraun und Schwarz zu Hellbraun. In seiner rechten Hand hält der Triton fälschlicherweise nur von einem Hippokampen die Zügel. Auch im Rahmen lassen sich Unstimmigkeiten feststellen: in einem rechteckigen Feld wurde ein Kreuz vergessen, die gestreiften Bänder zwischen den Rechtecken sind unterschiedlich wiedergegeben und die rote Linie des Mäanders ist einmal unterbrochen.

     Kronionthermen: Triton und die Quadriga
     Kronionthermen: Nereide auf Seetier reitend

Im Süden der Thermenanlage fand man ein weiteres Mosaikbild mit einer Nereide, die in Rückenansicht auf einem Seestier nach links reitet. Das 1.02 x 2.76 m große Feld war nach Süden orientiert, wo sich allerdings keine Türöffnung befand. Bei der Auffindung war der Kopf des Tieres noch erhalten, wie eine Schwarzweißaufnahme aus dem letzten Jahrhundert zeigt. Im Nereidenmosaik dominieren Grün-, Grau- und Brauntöne. Der Mantel ist durch gelbe Tessellae besonders hervorgehoben. Der rahmende Hakenkreuzmäander ist etwas schmaler und kleinteiliger als beim Tritonmosaik und umschließt Quadrate statt liegender Rechtecke. Unterschiede bestehen auch bezüglich der Wiedergabe der Figuren. Ganz anders sind beispielsweise die Schwanzflossen des Seestieres und der Hippokampen gebildet. Bei dem Seestier ist die Flosse sie mit zahlreichen Zacken versehen, bei den Hippokampen hingegen einfach zweigeteilt. Die Plastizität ist auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck gebracht, so ist der helle, mittlere Abschnitt bei dem Seestier abwechselnd hellblau, grün und weiß gestreift, bei den Hippokampen nur in Grautönen angegeben. Auffallend ist weiterhin, dass die Nereide mit ihrem Kopf fast an die innere Begrenzung des Rahmens stößt, während der Triton kaum mehr als die Hälfte der ihm zur Verfügung stehenden Bildhöhe in Anspruch nimmt. All diese Unterschiede könnten ein Hinweis darauf sein, daß hier zwei verschiedene Mosaizisten tätig waren.

Das später entstandene Schwarzweißmosaik mit den Delphinen ist viel einfacher und gröber gearbeitet als die beiden anderen Mosaikbilder. Der Rahmen besteht lediglich aus zwei blauen Streifen mit einem breiten, weißen Band in der Mitte. Nur wenige Details in Rot und Weiß beleben die dunkelblauen Delphinkörper. Die Wellen sind, anders als beim Tritonmosaik, durch abgetreppte, blaue Streifen angedeutet.

Kladeosthermen

Am westlichen Rand des Heiligtums, unmittelbar neben dem Fluss Kladeos befindet sich ein Thermenkomplex, der in zwei Grabungskampagnen 1876-1881 und 1940-1941 vom Deutschen Archäologischen Institut freigelegt wurde. Es handelt sich um einen geschlossenen Raumblock von 14 Räumen ohne Innenhöfe. Alle Räume waren mit Mosaikböden ausgestattet. Der Eingang lag im Südosten und führte an einer Latrine vorbei zum sog. Atrium. Der westlich angrenzende Saal diente wahrscheinlich als repräsentativer "Salon", in dem sich Badegäste zum Gespräch und zur Erholung trafen. Von ihm aus waren Apodyterium (Umkleideraum), Frigidarium (Kaltbad), Laconicum (Schwitzbad) und ein kleines Einzelbad an der Nordseite zu erreichen.

Die Mosaiken aus den Kladeosthermen können in die trajanisch-hadrianische Zeit datiert werden. An der Stelle des Thermenbaus hatte sich ursprünglich ein großes Schwimmbad befunden, das im 5. Jh. v. Chr. erbaut und erst während der Kaiserzeit zugeschüttet wurde. Die jüngsten Funde aus seiner Verfüllung wurden ins späte 1. Jh.n.Chr. datiert. Vermutlich hat man das Schwimmbad um 100 n.Chr. eingeebnet, um Baugrund für die Kladeosthermen zu schaffen.

     Kladeosthermen: Paviment
     Kladeosthermen: Peltenmosaik im Mittelsaal

Die Böden sind mit einfachen Mustern geschmückt, bei denen vollkommen auf perspektivische Effekte verzichtet wurde. Es dominiert der weiße Grund, auf dem einzelne Motive klar voneinander abgesetzt sind.

Vergleichbare geometrische Muster und vegetabilische Motive treten erstmals im italischen Raum während des 1. Jhs. n.Chr. auf, sind dort jedoch fast ausschließlich in Schwarz und Weiß wiedergegeben, während sie hier durch intensive Farben wie Orange, Rosa, Grün und Dunkelrot bereichert sind.

Das anspruchsvollste Mosaik befindet sich in dem zentral gelegenen "Salon" (36 Quadrarmeter) mit einem Muster aus rosa Viererpelten, die schwarz umrandet sind. Die Mitte des Raumes wird durch neun dunkelrote Peltenpaare hervorgehoben. Gerahmt wird der Peltenteppich von einer Akanthusranke, die an jeder Seite zehn Einrollungen aufweist, die einem dreiblättrigen Kelch in ihrer Mitte entwachsen. Der Rankendekor wird durch zehn verschiedene Blütenformen belebt. Auch die Akanthuskelche in der Mitte jeder Seite sind unterschiedlich gebildet. Zwei Akanthusblätter, die in Schwarz, Orange und Rosa wiedergegeben sind, rote und grüne Nebenschößlinge umspielen den Stengel einer Einrollung, der in der Mitte eine kleine Blüte trägt. Die einzelnen Elemente (Stengel, Blätter und Blüten) sind akkurat gezeichnet und wirken in ihrer kühlen Eleganz nahezu "klassizistisch".

Im Atrium, Apodyterium und zwei kleinen Räumen an der Nordseite der Badeanlage besteht der Boden aus verschiedenfarbigen Marmorplatten und weißen Tessellae. Die ungleichmäßigen Marmorstücke, offensichtlich Reste von Wandinkrustationsplatten, sind so verlegt, dass die Zwischenräume von zwei bis drei Reihen kleinerer Steinwürfel ausgefüllt werden. Derartige Marmorsplitterböden treten außerordentlich selten in Griechenland auf.

 


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